Elektrischer Antrieb

Ein elektrischer Antrieb in einem Segelboot macht zunächst eimal absolut Sinn. Denn, der Primärantrieb ist am Ende des Tages ja der Wind. Die Batterien lassen sich mit der Sonne und über die Energierückgewinnung der Elektromotoren unter Segel wieder aufladen. Hört sich ja zumindest einmal schlüssig an, oder?

Im Dezember 2022 sah die letzte Variante für die Elektrik an Bord etwa so aus. Bereits schon im Januar 2023 wurden unsere Träume eines elektrischen Antriebs von Andrew zerstört! Aber die Argumente waren leider nicht von der Hand zu weisen. Allen voran unsere Sicherheit, denn eine Ozeanüberquerung mit einem elektrischen Antrieb war/ist aus Andrew’s Sicht heute (2022) schlicht zu risikoreich!

Argumente gegen den elektrischen Antrieb: Ohne Aufladung kommt man rein elektrisch irgendwo im Bereich von 30-40 Seemeilen weit (je nach Batteriekapazität). Das entspricht etwa 6-8 Stunden Fahrt. Bedeutet, wenn man einen elektrischen Antrieb in ein hochseetaugliches Boot baut, geht es nicht ohne einen Generator! Um „dauerhaft“ unter Motor fahren zu können, muss der Generator aber auch genügend Strom liefern um die zwei 15kW Motoren dauernd betreiben zu können. Das bedeutet, der Generator muss mindestens 10kW liefern, eher 12kW oder sogar 15kW. Und die Leistung reicht dann nur zum Cruisen bei leichter See. Muss man einen Sturm abwettern braucht man auch mal die volle Leistung beider Motoren und die bekommt man nur, wenn die Batterien voll genug sind. Und wehe der Generator fällt aus…

Neben der Sicherheit ist der zweitgrösste Nachteil an einer solchen Lösung aber das Gewicht! Denn man hat ja neben zwei Elektromotoren auch eine relativ grosse Batteriebank, einen Generator und zusätzlich noch Diesel an Bord. Ich hatte das als Vergleich mal gerechnet:

  • 2 x Elektromotoren inklusive Controller: ca. 100kg
  • Generator mit 12kW Leistung (4,8l/h): 223kg
  • Diesel, 200l für ca. 40 Std Betrieb: 200kg
  • 6 Batterien à 200Ah (24V): 318kg

Ergibt in Summe ein Gesamtgewicht von 841kg! Scheint keine Sonne hat man mit der Konfiguration eine Reichweite von ca. 290 Seemeilen, bei 7kn Fahrt unter Motor. 

Im Vergleich dazu die Konfiguration mit Dieselmotoren:

  • 2 x Yanmar 3JH40, 40PS (2 x 1,8l/h): 390kg
  • Diesel, 200l für ca. 55 Std Betrieb: 200kg 

Der Dieselantrieb wiegt in Summe ca. 590kg. Die Reichweite mit 200l Diesel und ruhiger See dürfte damit bei ca. 360 Seemeilen liegen.

Das sind aber nur die harten Fakten. Die Batterien zum Bespiel benötigen viel mehr nutzbaren Platz, denn sie müssen zugänglich bleiben. Und, man hat sie, immer dabei, egal ob man sie gerade benötigt oder nicht! Die 600l Dieseltanks hingegen werden bei uns am tiefsten Punkt des Bootes, in der Mitte der Rümpfe im Boden platziert und nur dann voll aufgefüllt, wenn wir es benötigen. Bei Bedarf können wir zusätzlich noch Kanister mitnehmen, obwohl mit 600l bereits gut 1000 Seemeilen zu fahren gehen (bei 7kn Fahrt)

Fazit: Stand heute, Anfang 2023 machen elektrische oder auch Hybrid Antriebe auf einer Langfahrtyacht noch keinen Sinn. Die Nachteile überwiegen leider noch, allen voran die Sicherheit und das zusätzliche Gewicht, das man IMMER mitschleppen muss.

Nachtrag Juli 2025: Die Bau #3 (44 Fuss Kat) eines relativ neuen Anbieters von High-End Performance Katamaranen wurde eben von den Eignern an die Werft zurückverkauft. Einer der Gründe, der Hybridantrieb hat die Erwartungen leider nicht erfüllt!

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